Anfang September fand zum 7. Mal der Jugendaktionstag „reclaim your streets – die Stadt gehört auch uns“ statt. Das Projekt, welches auf die Lebensrealtitäten von jungen Menschen im öffentlichen Raum in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock aufmerksam machen möchte, wurde durch unterschiedliche Akteure wie dem Rostocker Stadtjugendring e.V., Amt für Jugend, Soziales und Asyl und uns durchgeführt.
Das Bedürfnis nach Ruhe und Ordnung auf öffentlichen Plätzen rückt junge Menschen in unserer Stadt weiterhin verstärkt ins gesellschaftliche Abseits und erschwert durchaus eine lebendige Jugendkultur. Gerade sie brauchen Plätze und Freiräume, um selbstbestimmt ihre Freizeit verbringen zu können. Kinder und Jugendliche haben ihre eigene Sprache, Ausdrucksweisen und eine Vielzahl von Subkulturen, die oft missverstanden werden oder denen mit Ablehnung begegnet wird. Mit verschiedenen Aktionen wurde genau darauf aufmerksam gemacht. Eben auch manchmal laut und bunt!
Der Aktionstag hat wieder einmal gezeigt, wie wichtig es ist, dass Kindern und Jugendlichen Gehör geschenkt wird und auf die Bedürfnisse Einfluss genommen werden muss. Wir bedanken uns bei allen Akteur*innen für die tolle Vorbereitung und Durchführung des Tages!
Unter dem Titel „Fußball ist immer noch wichtig – Bewegte Zeiten für die Fansozialarbeit“ fand vom 7. bis 9. September die 27. Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte in Mainz statt. Nach mehr als zweieinhalb Jahren war es die erste Fachtagung der bundesweit organisierten Fanprojekte, die wieder stattfinden konnte.
Neben Katharina Binz, Ministerin für Familie, Frauen, Kultur und Integration des Landes Rheinland-Pfalz, nahmen Fachkräfte aus den Fanprojekten und weitere geladene Gäste aus den Bereichen Fanorganisationen, Fußball, Politik oder auch der Polizei an der Eröffnungsveranstaltung teil. Das Podiumsgespräch zum Tagungsthema machte deutlich, welchen Herausforderungen sich Jugendliche und junge Heranwachsende Fußballfans stellen müssen. So berichtete die Präsidentin der Psychotherapeut*innen-Kammer Rheinland-Pfalz, Sabine Maur, dass während der Kontaktbeschränkungen für Jugendliche und junge Erwachsene Prozesse, die in der Jugend prägend sind und identitätsbildende Erfahrungen einfach wegfielen. Nachteile durch die Pandemie hätten vor allem finanziell schlechter Gestellte und Jugendliche, die über wenig Ressourcen verfügen, erfahren. Dies äußerte sich durch ein höheres Aufkommen an depressiven Stimmungen und Essstörungen und auch der Medienkonsum stieg bei 14- bis 23jährigen stark an. Hierauf habe die Politik zu wenig geachtet. Viele hätten die Anpassungsleistungen, die die Pandemie erforderte, nicht leisten können.
Auch für die Fanprojekte war eine schnelle Anpassung an die neue Situation unausweichlich. Alle Teilnehmer*innen haben auf die verschiedenen Herausforderungen für Fans, Fanarbeit, Hilfebedürftige und Systeme hingewiesen. Die sozialpädagogische Fanarbeit, die normalerweise von Begegnung und persönlichen Kontakten lebt, musste in kurzer Zeit Wege finden, Fußballfans und deren Anliegen neu, aber ohne direkte Nähe, zu begleiten und zu unterstützen. Jana Spengler, Leiterin des Fanprojekt Darmstadt, betont in diesem Zusammenhang: „Die grundsätzliche Flexibilität der Fanprojekte und ihrer pädagogischen Arbeit machten Angebote und Unterstützung für Fußballfans in diesen Zeiten und auch zukünftig möglich.“ Die Orientierung der Fanprojekte an den Bedürfnissen junger Menschen hat und wird auch weiterhin dazu beitragen, die Interessen der Fußballfans in den neuen Rahmenbedingungen wahrzunehmen und zu begleiten, gemeinsam im Netzwerk zu diskutieren und letztendlich auch die eigenen Arbeitsansätze und Methoden weiterzuentwickeln.
Auf der dreitägigen Jahrestagung haben die Mitarbeiter*innen der Fanprojekte die Arbeit in den zurückliegenden Monaten und Jahren u.a. in zehn Workshops reflektiert und über zukünftige Herausforderungen gesprochen. Die Tagung endete am dritten Tag mit der Mitgliederversammlung, in der Sophia Gerschel (Fanprojekt Karlsruhe) und Christian Keppler (Fanprojekt Jena) erneut das Vertrauen als Bundessprecher*in für ihre nun dritte Amtsperiode erhielten.
Die Tagung hat deutlich gezeigt: Ja, der Fußball ist immer noch wichtig und die Soziale Arbeit mit Fußballfans damit auch! Nicht nur während der Pandemie hat sich die Arbeit der Fanprojekte auf neue Gegebenheiten eingestellt und bewährt. Ein wichtiger Erfolgsfaktor bleibt damit das langfristige, stabile und Spielklassen unabhängige Bekenntnis aller Förderer zur weltweit einmaligen Idee „Fanprojekte nach dem Nationalen Konzept Sport und Sicherheit“.
Sophia Gerschel/Christian Keppler BAG Sprecher*innen
Wir möchten auf das online übertragene Theaterstück „Aufspüren ∙ Jagen ∙ Entsorgen – Die Sprache der Neuen Rechten“ hinweisen und euch zum gemeinsamen Gucken ins Fanprojekt einladen. Das komplette Textmaterial ist ein Sammelsurium an Aussagen der Neuen Rechten – mit Ausnahme eines Heinrich Heine-Zitates! Bei Interesse meldet euch einfach bei uns vorab.
Dienstag, den 31. August / 17 Uhr Beginn der Aufführung
Am 3. September heißt es wieder: „Reclaim Your Streets!“ Von 14 bis 20 Uhr findet unter dem Motto „Jugend hat Recht(e)“ u.a. eine Diskussionsrunde über Jugendstrafrecht und Jugend im öffentlichen Raum statt. Außerdem erwarten euch eine Street-Streetanlage, Graffiti Workshop, live Musik sowie der Möglichkeit einer Teilnahme an der bundesweiten U18 Wahl.
Am Dienstag den 13. Juli (18 Uhr) laden wir euch zusammen mit Soziale Bilung e.V. zum Themenabend in den Freigarten des Peter-Weiss-Haus mit Christoph Ruf ein. Neben des Vortrages wird es im Anschluss auch Platz und Raum zur Diskussion geben.
„Doch während beide Seiten Grund hätten, sich kritisch zu hinterfragen, scheint die öffentliche Meinung stets auf Seiten der Polizei zu sein – eine Tatsache, die manche Politiker nutzen, um sich mit Law-and-Order-Parolen zu profilieren.“
Hierbei werden auch folgende Themen mit angesprochen:
– Fußballfans als Experimentierfeld für Großeinsätze
– Landespolizeigesetze
– fehlende demokratische Öffentlichkeit etc.
Wir möchten auf einen offenen Brief von Prof. Dr. Karin Böllert (Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendhilfe), Lorenz Bahr (Leiter LVR-LJA Rheinland und BAG Landesjugendämter) und Prof. Dr. Wolfgang Schröer (Bundesjugendkuratorium) aufmerksam machen.
„Kinder und Jugendliche sind von der Pandemie sehr stark betroffen. Die Lebensphase Kindheit und Jugend ist eine besonders wichtige Lebensphase, weil in ihr die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Seit Monaten müssen Kinder und Jugendliche weitgehend ohne die so wichtigen sozialen Kontakte zu Gleichaltrigen auskommen, müssen sich permanent wechselnden Öffnungs- und Schließungsvorgaben der Kitas und Schulen anpassen, sind die Orte ihres geselligen Zusammenseins, der gemeinsam gestalteten und erlebten Freizeit, des aufgefangen Werdens jenseits ihrer Familie geschlossen, wächst ihre Zukunftsangst, fühlen sich mit ihren Bedürfnissen und Interessen nur unzulänglich wahrgenommen, wird ihr solidarisches Handeln gegenüber Schutzbedürftigen und den älteren Generationen kaum anerkannt, ist ihre öffentliche Wahrnehmung darauf reduziert, sie durch die Prognose von Lerndefiziten zu stigmatisieren. Junge Menschen und ihre Familien sind erschöpft. Und dennoch: Junge Menschen sind und wollen keine Corona-Generation sein! Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie!“ […]