Stellungnahme des Rostocker Fanprojektes zur Berichterstattung zum Polizeieinsatz in Oranienburg während der Rückreise vom 3. Liga Spiel des FC Hansa Rostock am 05.12.2015

Bezugnehmend auf die Positionsbestimmung des AWO Bundesverbandes aus März 2015, hier insbesondere unter Berücksichtigung der 3. Forderung, möchten wir als Fanprojekt Rostock zur Versachlichung der Berichterstattung in den Medien folgendes mitteilen.

Nachdem der Regionalexpress in Oranienburg gestoppt wurde, verhielten sich die ca. 300 Fußballfans nicht nur zu Beginn der folgenden 6 stündigen Wartezeit überwiegend abwartend und angemessen.
Zuerst teilten die anwesenden Polizisten der Landespolizei auf Nachfragen mit, man müsse zuständigkeitshalber warten bis Kräfte der Bundespolizei eintreffen. Nachdem erste Bundespolizisten eingetroffen waren, wurde auf Nachfragen mitgeteilt, man müsse warten bis genügend Einsatzkräfte der Bundespolizei vor Ort sind, um entscheiden zu können, ob der Zug in polizeilicher Begleitung weiterfahren kann.
Da innerhalb der ersten 2 Stunden des Polizeieinsatzes keine eindeutigen Informationen zum weiteren Ablauf des Einsatzes durch die Polizei kommuniziert wurden oder werden konnten, kam es in wenigen Einzelfällen zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen Fußballfans und Einsatzkräften.
Diese kurzen Zwischenfälle führten von Seiten einzelner Polizeikräfte zum Einsatz von Pfefferspray, hierbei wurden nicht nur 3 Polizeibeamte durch das eingesetzte Pfefferspray leicht verletzt, mindestens 2 Fußballfans wurden in der Folge durch Sanitäter behandelt, ein weiterer Fußballfan ließ sich aufgrund einer Nasenverletzung behandeln.
Nach zweistündiger Wartezeit wurde auf Nachfrage mitgeteilt, dass der Polizeiführer bald entscheiden werde, ob die vorliegenden Straftaten direkt vor Ort zu einer Personalienfeststellung aller anwesenden Fußballfans führen.
Einzelne Fußballfans und die Mitarbeiter des Fanprojektes Rostock suchten in den ersten 3 Stunden des Polizeieinsatzes fortwährend das Gespräch mit den anwesenden Polizeikräften, um verlässliche Informationen über das weitere Vorgehen der Polizeikräfte zu erhalten, im Raum stehende und durch verschiedene Polizisten unterschiedlich benannte Tatvorwürfe zu erfahren und Alternativen zum Warten und Ausharren auf dem Bahnhof in Oranienburg zu kommunizieren.
Trotz der stetigen Kommunikation zwischen einzelnen Fans und Polizeikräften kam es zu Irritationen und Unverständnis für die Situation des jeweils anderen. So verzögerte sich z.B. der Wiedereinstieg in den Regionalexpress um 20 Minuten, obwohl der Polizeiführer dem Wiedereinstieg zum Aufwärmen für die weitere Wartezeit zugestimmt hatte, da die Polizeikräfte die Ermittlungen im Zug noch nicht abgeschlossen hatten.
Nach mehr als 3 Stunden Wartezeit begannen die Polizeikräfte von allen anwesenden Fußballfans in den folgenden 3 Stunden nicht nur die Personalien festzustellen, sondern auch Fotos anzufertigen.
Das Fehlverhalten einzelner Fußballfans (in Relation zur Gesamtzahl der Fußballfans) im Regionalexpress war Anlass, alle anwesenden Fußballfans in der Nacht von Samstag auf Sonntag über 6 Stunden auf dem Bahnhof in Oranienburg festzuhalten.
Aus den Reihen der anwesenden Fußballfans und der Mitarbeiter des Fanprojektes gab es über die gesamte Dauer des Festhaltens des Regionalexpress in Oranienburg Gespräche mit der Polizei und Kommunikationsangebote an die Polizei.