Kommentar zu veröffentlichten Aussagen der Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt

In diesen Tagen wurden Zahlen/ Statistiken zum Fanreiseverkehr des F.C. Hansa Rostock und deren Deutung seitens der Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt (zuständig für Schleswig Holstein und Mecklenburg-Vorpommern) für die Saison 2015/16 veröffentlicht.

Die in diesem Zusammenhang genannten Aussagen und Rückschlüsse sind aus unserer Sicht  mit ein paar Fragezeichen zu versehen. Die Bundespolizeidirektion ist nach eigenen Angaben sowohl für den Fanreiseverkehr bei Heim- als auch Auswärtsspielen zuständig. Unbestritten ist, dass die Fans des F.C. Hansa Rostock deutschlandweit einen Spitzenplatz bei der Anzahl der Zugreisenden bei Heim- und Auswärtsspielen einnehmen. Jedoch irritiert die Aussage, dass es beim Auswärtsspiel in Magdeburg zu einer Eskalation der Gewalt gekommen sei. Aus unserer Sicht sind sowohl die An- und Abreise im Sonderzug der Fanszene Rostock e.V., als auch die Demonstration auf dem Weg zum Stadion eskalationsfrei und friedlich verlaufen. Die von der Bundespolizei lancierte Assoziation des Abbrennens von Pyrotechnik im Stadion mit der Gleichsetzung einer Eskalation von Gewalt führt nachhaltig zu einer verfestigten Stigmatisierung von Fußballfans und ist für den Prozess einer differenzierten Versachlichung der Geschehnisse nicht förderlich.

Des Weiteren gibt es die genannten „[…] Fanreisezüge, bei denen die Sicherheitskräfte des Vereins dabei sind“ am Standort Rostock in dieser Form nicht. Die Fanszene Rostock e.V. übernimmt seit Jahren die Eigenverantwortung und organisierte bereits mehr als ein Dutzend Sonderzüge zu ausgewählten Auswärtsspielen des F.C. Hansa Rostock dabei selbst. Mit der Selbstorganisation übernehmen die Fußballfans die gesamte Verantwortung der Durchführung. Dabei üben sie auch einen entscheidenden Einfluss auf das Verhalten der bis zu 800 Fans im Zug aus. Denn für jeden Waggon des Sonderzuges organisieren sie gleich mehrere Fanordner, die für die Einhaltung geltender Regeln (u.a. keine Verschmutzung und Sachbeschädigung) sorgen. Dadurch wird eine Vielzahl von Fans direkt mit in die Verantwortung einbezogen.

Die Sonderzüge ermöglichen es, direkt ohne Umstiege an den gewünschten Spielort zu fahren und das – da ohne von Polizeieinheiten begleitet – ressourcensparend. Ohne Umstiege bedeutet auch: keine Berührungspunkte mit anderen Zugreisenden und keine Gefährdung der Kapazitätsgrenzen von Regelzügen. Neben den Willensbekundungen der Verbände, der Deutschen Bahn und weiteren interessierten Institutionen sich verstärkt für die von Fans selbst organisierten Sonderzüge einzusetzen, liegt es letztlich auch am politischem Willen dieses Vorhaben zu unterstützen und somit weiterhin zu ermöglichen.

Das Fanprojekt Rostock sieht in der Selbstorganisation der Sonderzüge durch die Fanszene sowohl die Eigenständigkeit als auch das verantwortungsvolle Handeln der (jungen) Erwachsenen gefordert und gefördert. Um diese Entwicklung zu unterstützen, ist aus unserer Sicht eine differenzierte Betrachtungsweise des Verhaltens aller Akteure notwendig.

Quelle des Zitates und Aussagen der Bundespolizeidirektion:
www.nnn.de/hansa