Stellungnahme/ Kommentar zum Pokalspiel gegen Hertha BSC

Mit einigen Tagen Abstand möchten wir uns zu den Ereignissen im Pokalspiel gegen Hertha BSC und der daraus resultierenden medialen Berichterstattung äußern.

Mit dem Wiederanpfiff nach der Halbzeitpause wurde im Gästebereich mehrfach Pyrotechnik abgebrannt. Zu einer mehrminütigen Spielunterbrechung kam es Mitte der zweiten Halbzeit nachdem im Bereich der Südtribüne ein Banner von Hertha BSC gezeigt, zerrissen und in Brand gesetzt wurde. Als Reaktion darauf sind vorrangig aus dem Gästeblock mehrere Leuchtraketen im Bereich der Südtribüne in die Menschenmassen geflogen. Wir sind sehr froh, dass, soweit es uns bekannt ist, zu keinen Verletzungen gekommen ist. Pyrotechnik bewusst als Waffe gegen Menschen einzusetzen,  ist sehr gefährlich und nicht zu tolerieren. Hier wünschen wir uns mit Nachdruck ein selbstkritisches Hinterfragen von Verhaltensweisen.

Wir sind der festen Überzeugung, dass der Umgang mit solchen Geschehnissen keine reine Aufgabe eines Fußballvereins ist und dass Schuldzuweisungen sowie vorschnelle populistische Handlungsideen der Sache nicht dienlich sind. Hier ist die gesamtgesellschaftliche Betrachtung und Ableitung von Handlungsansätzen erforderlich. Dazu braucht es verlässliche Rahmenbedingungen für einen Dialog im Netzwerk und belastbare sowie anerkannte Strukturen. Ein Dialog ist unentbehrlich und notwendig, wenn es um Austausch von Ansichten geht. Darüber hinaus kann nur durch eine enge Kommunikation der Aufbau einer vertrauensvollen und letztlich belastbaren Beziehung im Verhältnis von Verein und Fans entstehen. Diesbezüglich wünschen wir uns eine gründliche sowie sach- und lösungsorientierte Abwägung von Vor- und Nachteilen angedachter Maßnahmen unter Einbeziehung aller Akteure. Dies ist als ein langwieriger Prozess zu verstehen und deshalb ist es umso wichtiger, Rückschläge genau zu betrachten und auch auszuhalten!

Das Fanprojekt Rostock begrüßt in diesem Zusammenhang die aktuelle Empfehlung des DFB gegenüber der Sportsgerichtsbarkeit, Kollektivstrafen bis auf weiteres auszusetzen und zu einem öffentlichen Dialog aufzurufen. Die vertrauens- und verantwortungsvollen Fangruppen, die in der Vergangenheit von den Kollektivstrafen mitbetroffen waren, werden nun in die Möglichkeit der Mitwirkung von selbstkritischen Handlungsprozessen eingebunden und dadurch gestärkt. Ansonsten kam es vorher in ihren Reihen zu Solidarisierungseffekten, wenn sie ebenfalls Adressaten der Strafen waren, ohne an Vorfällen beteiligt gewesen zu sein.

Eine fokussierte Betrachtung der Fußballfans ausschließlich als Sicherheitsrisiko dient nicht der Entspannung. Fußballfans sollten nicht als Problem, sondern als Teil der Lösung verstanden werden.